Pflegefachassistentin, hat im September 2024 die Ausbildung zur Kinaesthetics-Trainerin Stufe 1 abgeschlossen. Damit sie ihre Arbeit trotz der hohen Anforderungen weiterhin sinnerfüllt gestalten kann, suchte sie nach Alternativen und stieß dabei auf diese 1-jährige Ausbildung. In diesem Artikel erzählt Isabella über ihre Arbeit mit dem Kinästhetik Konzeptsystem. Sie möchte die Pflegekräfte ermutigen, dass es als Einzelperson und in jedem Bereich machbar ist, sich weiterzuentwickeln.
Mein Name ist Isabella Pabst; ich lebe in Klagenfurt und bin seit zwölf Jahren in der Pflege tätig. Ich liebe meinen Beruf, jedoch bin ich im Arbeitsalltag auf der Akutstation, wo ich beschäftigt bin, körperlich immer mehr an meine Grenzen gestoßen. Ich spürte das ich etwas verändern muss damit ich meine Arbeit trotz der hohen Anforderungen weiterhin sinnerfüllt gestalten kann.
Die Umgebung zu verändern war nicht machbar. Somit war klar, dass ich mich verändern muss, beziehungsweise dass ich eine andere Veränderung brauchte. Auf eigenen Wunsch (selbst finanziert und in meiner Freizeit) habe ich dann die Ausbildung zum Kinaesthetics-Trainer Stufe 1 absolviert und es war die beste Entscheidung in meinem Leben.
Es war schon länger mein Wunsch mich im Fachgebiet Kinästhetik zu vertiefen, jedoch hatte ich aufgrund diverser Einflussfaktoren nie den Durchbruch. Im Jahr 2023 entschloss mich dazu mutig zu sein und neue Wege zu gehen, auch wenn ich noch nicht wirklich wusste, in welche Richtung es gezielt gehen sollte. Der Start war nicht so leicht; jedoch haben mein verändertes Verhalten und die Arbeit mit den Auszubildenden durchwegs Neugierde auf meinem Arbeitsplatz ausgelöst. Mittlerweile kommen immer mehr Mitarbeiter*innen aktiv auf mich zu, um sich Unterstützung im Arbeitsalltag einzuholen. Die Rückmeldungen der*die Kolleg*innen sind durchwegs positiv, weil sie wertvolle Entlastung spüren und gelernt haben körperliche belastende Situationen im Pflegealltag zu minimieren. Sie haben gelernt, wie sie ihre Aufmerksamkeit bewusst auf die eigene Bewegung lenken können und wieviel Potential in den alltäglichen Aktivitäten steckt. Der*Die Klient*Innen lernen ihre Bewegungen wieder selbstständig zu kontrollieren und fühlen sich dadurch wirksamer.
Die Ausbildung zur Kinaesthetics-Trainerin Stufe 1 hat mein Leben positiv verändert und hat mir Möglichkeiten aufgezeigt mich in meinem Bereich (Akutstation) weiterzuentwickeln. Aufgrund meiner Eigenerfahrung (Bandscheibenvorfall Juli 2023) und der 1-jährigen Ausbildung ist Kinästhetik meiner Meinung nach eine wesentliche Grundlage für eine kompetente Pflege. Ich habe große Freude daran, Lernangebote zu gestalten und möchte mit meinem Angebot das individuelle Gesundheitsbewusstsein der Auszubildenden, der Mitarbeiter*innen und der Klienten*innen stärken und die Entwicklung im Gesundheitswesen mit meinem Wissen positiv beeinflussen. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen ab 2025 verschiedene Angebote zu gestalten.
Für die Mitarbeiter*innen in der Pflege finden zu festgelegten Terminen Workshop`s und Informationsveranstaltungen statt. Für Pflegende Angehörige gestalte ich 1-mal im Quartal einen Bewegungstreff und eine Informationsveranstaltung. Weiters gibt es regelmäßig einen Bewegungstreff für Personen die Sicherheit in ihren Alltagsaktivitäten erlangen möchten.
Ich finde es wichtig zu erwähnen, dass sich der Kinästhetik-Unterricht im Laufe der Jahre verändert hat. Es hat mich inspiriert die Dinge anders anzugehen und dadurch habe ich es sogar erreicht das ich in meiner Firma ein Tagesseminar für die Mitarbeiter*innen gestalten darf.
Die Arbeit mit dem Kinästhetik Konzeptsystem bringt für mich nur Vorteile, weshalb es meiner Meinung nach wünschenswert wäre, wenn eine Integration in die Pflegeausbildung durch eine*n ausgebildete*n Kinaesthetics-Trainer*in stattfinden würde, welche*r direkte Erfahrung aus der Praxis mitbringt.
Mit diesem Artikel möchte ich Kolleg*innen ermutigen, dass es als Einzelperson und in jedem Bereich machbar ist, mit dem Kinästhetik Konzeptsystem zu arbeiten. Natürlich ist es von Vorteil, wenn alle auf der Station dieses Wissen haben und es auch einsetzen, aber jeder Einzelne kann viel für sich selbst tun. Beruflich und privat ist Kinästhetik eine große Bereicherung.
Seid mutig und seht Veränderungen als Chance und nicht als Hinderungsgrund.
Hier noch einige Beispiele:
Erfahrung einer Kollegin:
Marianne, eine Kollegin frisch von der Schule und ich hatten gemeinsam Dienst.
Ich stand gerade am Anfang meiner Ausbildung zur Kinaesthetics-Trainerin Stufe 1. Wir hatten einen stressigen Tag und sie bat mich um Hilfe. Sie ging vor und ich kam nach. Sie war bereits bei dem Patienten, welcher generell eine hohe Körperspannung hatte, und keine Eigenbewegung zeigte. Meine Kollegin zeigte ein angespanntes Körperbild. Sichtlich gestresst und überfordert. Sie bewegte hektisch den Fuß des Patienten und wirkte sichtlich angestrengt. Ich kam dazu, bewegte den linken Fuß auf andere Art und Weise. Plötzlich ließ sie vom Patienten ab, ging einen Schritt zurück und blickte mich entsetzt an. In ihren Augen sah ich einen Aha-Moment. Wir gingen also einen Moment aus der Aktion raus und danach zeigte sich bei uns beiden eine sichtliche Entspannung und die Positionierung gelang mit weniger Anstrengung. Seitdem ist sie meine Übungskolleg*in und profitiert von den vielen Eigen- und Partnererfahrungen.
Erfahrung einer Patientin:
Die Dame kam von der Intensivstation zu uns auf die Station und zeigte kaum Eigenbewegungen, weil ihre Arme, ihr Handrücken, ihre Finger und ihre Beine sehr stark gestaut waren und sie dadurch in ihrer Beweglichkeit sehr stark eingeschränkt war. Ich hatte sehr viele Dienste und beschäftigte mich sehr viel mit ihr. Aus den Blickwinkeln des Kinästhetik-Konzeptsystem lernte ich ihr wie sie sich selbstständig von Rückenlage in die Seitenlage bewegen kann. Stück für Stück kam eine neue Form der Bewegung hinzu. Gemeinsam mit der Physiotherapie erweiterten wir mit kleinen Schritten ihren Bewegungsspielraum und dadurch konnte sie immer mehr selbstständig übernehmen. Sie war eine sehr geduldige Patientin, gab nicht auf und setzte das gelernte bald um. Zu Beginn konnte Sie weder Besteck noch den Becher halten. Gemeinsam lernten wir wie diese Bewegung funktioniert. Eigentlich war sie Rechtshänderin, aber ich merkte, dass sie lieber die linke Hand zum Becher bewegte. Kurze Zeit später konnte sie mit einer Griffverdickung die Gabel halten und mit der linken Hand das Brot zum Mund führen, jedoch verließ sie schnell die Kraft und ich musste es wieder für sie übernehmen. Wir übten bei jeder Mahlzeit und bei jedem Trinkversuch. Als ich nach ein paar Tagen wieder kam, erwartete die Patientin mich bereits mit großer Freude und zeigte mir stolz, dass sie jetzt selbstständig essen und trinken kann. Weiters konnte sie ihre Beine selbstständig aufstellen und ihr Gewicht verlagern. Somit konnte sie sich selbstständig in Seitenposition bewegen und war nicht mehr ständig auf uns Pflegepersonen angewiesen. Dies zeigt das es keine großen Schritte sein müssen, um erfolgreich zu sein.
Eine weitere Erfahrung:
Wenn mir der*die Patient*in die Hand entgegenstreckt damit ich ihr*ihm im Bett aufsitzen helfe, sind sie ganz verwundert, wenn ich die Hand nicht nehme, sondern sie anleite, dass sie lernen ihr Gewicht über die Knochen auf die Unterstützungsfläche abzugeben. Nach kurzer Zeit kann der*die Patient*in, die zuvor nicht selbstständig aufsitzen konnte über die Seitenlage ihr Gewicht verlagern und dann wieder ohne Hilfe und ohne Anstrengung aufsitzen.
Meine eigene Erfahrung:
Ich selbst hatte im Juli 2023 mit 36 Jahren einen Bandscheibenvorfall und konnte 5 Wochen lang überhaupt nicht sitzen. Ich hatte starke Schmerzen und meine Bewegungen waren stark verlangsamt. Liegen hielt ich auch nicht lange aus. Tag täglich fragte ich mich wie ich am besten auf das Klo gehen kann und vor allem wie ich dann wieder hochkomme. Ich hatte direkt Angst davor und dass, obwohl ich ja eigentlich ein Vorwissen von meinen 2 vorherigen Ausbildungen hatte. Ich hatte Angst mich hinzulegen, weil ich teilweise nicht mehr wusste, wie ich mich überhaupt noch bewegen kann ohne das es schmerzte. Ich kann euch gar nicht sagen welch schreckliche Gefühle das waren. Ich hatte diverse andere Probleme (z.B. beim An- und Auskleiden, beim Essen oder beim Duschen) und dazu kam dann auch noch die psychische Komponente. Meine Gedanken kreisten. Ich hatte Angst meinen Job zu verlieren und vor allem hatte ich Angst, dass ich meine Ausbildung zur Kinaesthetics-Trainerin nicht beginnen kann. Meine Trainerin in Linz ist eine großartige Person und ermutigte mich es im Oktober 2023 trotzdem zu probieren. 2 Wochen vor dem Kurs begann ich wieder zu arbeiten. Ich entschied mich es zu probieren, obwohl alles noch sehr anstrengend war und ich nur kurze Zeit ohne Schmerzen sitzen konnte. Es war eine sehr herausfordernde, trotzdem sehr schöne Zeit. In diesem Jahr habe ich viele großartige Menschen kennengelernt und Erfahrungen gemacht, die mich dazu brachten, mein Handeln zu hinterfragen, wodurch sich meine Sichtweise änderte. In meiner Ausbildung habe ich gelernt, wie wichtig die Qualität meiner Bewegung in den alltäglichen Aktivitäten ist, dass ich nicht mehr über meine Grenzen gehe und das ich mich und meinen Körper aus der Innenperspektive wahrnehme. Seit April bin ich schmerzfrei und habe dank Kinästhetik viel erreicht. Ich arbeite wieder mit sehr viel Freude in meinem Beruf und kann uneingeschränkt meinem Sport nachgehen. Vor einem Jahr war dies noch undenkbar für mich.
Pflegefachassistentin und Kinaestheticstrainerin Stufe 1
Isabella.pabst@kinaesthetics-net.at
https:\\pflegebewegt.com
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