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Heidemarie Staflinger
Pflegefachassistenz – das unbekannte Wesen?

2016 wurde das neue Berufsbild der Pflegefachassistenz geschaffen. Zahlreiche Kolleg:innen haben mittlerweile die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und leisten wichtige Arbeit in vielen österreichischen Gesundheits- und Sozialeinrichtungen vom Krankenhaus bis zur Langzeitpflege. In der täglichen Praxis wird aber auch sichtbar: noch ist nicht überall ist angekommen, welchen wichtigen Beitrag diese Berufsgruppe in der pflegerischen Versorgung leisten kann. Zeit für einen kurzen Überblick zur aktuellen Situation der Pflegefachassistenz in Österreich.

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Pflegefachassistenz – ein junges Berufsbild

2016 wurden im Rahmen der GuKG-Novelle wesentliche Veränderungen im Gesundheits- und Krankenpflegegesetzgeschaffen. Ein Hauptziel der Novelle war es zu einer Verbesserung der Einsatzmöglichkeiten der Kolleg:innen in der Pflege und damit auch zu einer verbesserten Versorgungssituation in Österreich beizutragen. Neben einer Kompetenzorientierung, der Einführung der Generalistik in der Pflege, der Akademisierung des Gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege, der Überführung der Pflegehilfe in die Pflegefachassistenz mit einigen Zusatzkompetenzen wurde das neue Berufsbild der Pflegefachassistenz geschaffen. Als Assistenzberuf mit zweijähriger Ausbildungsdauer (3.200 Stunden) übernimmt die Pflegefachassistenz relevante Aufgaben im Gesundheitsbereich. Diese sind im § 83a GuKG geregelt. Die Rechtsgrundlage stellt einen Rahmen für den Einsatz der Kompetenzen in der Praxis dar. Anders formuliert: das Gesetz legt einen Maximalrahmen fest, die Auslegung, welche Berufsgruppe was macht liegt im Ermessen der Einrichtung und kann auch im Dienstvertrag konkretisiert sowie eingeschränkt (aber nicht ausgedehnt!) werden. Kompetenzüberschreitungen ziehen nicht nur Haftungsfragen sondern im Ernstfall auch Strafen nach sich. Die Kompetenzen der Pflegefachassistenz beziehen sich auf vier unterschiedliche Bereiche:

  1. Durchführung von Pflegemaßnahmen
  2. Handeln in Notfällen
  3. Mitwirkung bei medizinischer Diagnostik und Therapie
  4. Anleitung und Unterweisung von Auszubildenden der Pflegeassistenzberufe (PA, PFA)

Info:Für die rechtlichen Grundlagen und einen aktuellen Überblick siehe § 83a GuKG. Als erster Überblick (Stand: Novelle GuKG 2022) zu den rechtlich möglichen Aufgabenteilungen siehe auch Wer darf was? | Arbeiterkammer Oberösterreich.

Servicetipp: Die AK bietet auch Berufsrecht für die Pflegefachassistenz an.

Die Endverantwortung für den Pflegeprozess liegt beim Gehobenen Dienst. Die Ausübung des Berufs der Pflegefachassistenz ist ausschließlich in einem Anstellungsverhältnis möglich. Die Ausbildung für Pflegefachassistenzen ist im Rahmen des Berufsrechts geregelt. Mittlerweile gibt es unterschiedliche Wege, um in den Beruf der PFA einzusteigen. Viele Gesundheits- und Krankenpflegeschulen bieten Ausbildungen in Voll- und Teilzeit an. Seit der Pflegereform bieten auch höhere Lehranstalten für Pflege und Sozialbetreuung (HLPS) die Möglichkeit, an einer Regelschule die Ausbildung zu absolvieren und zusätzlich zu maturieren. 2023 startete als Pilotversuch der 4jährige Lehrberuf zur Pflegefachassistenz. Im Ausland erworbene Kompetenzen können unter bestimmten Bedingungen als PFA anerkannt bzw. nostrifiziert werden. In Österreich dürfen neben weiteren berufsrechtlichen Startvoraussetzungen wie gesundheitliche Eignung, Vertrauenswürdigkeit, Kenntnisse der deutschen Sprache Pflegefachassistent:innen nur dann arbeiten, wenn sie in das Gesundheitsberuferegister eingetragen sind. Die zuständige Registrierungsbehörde ist dabei die Arbeiterkammer. Pflegefachassistent:innen sind berufsrechtlich verpflichtet, sich regelmäßig fortzubilden. Innerhalb von fünf Jahren sind dabei mindestens 40 Wochenstunden zu erbringen. Es gelten dabei alle fachspezifischen Veranstaltungen, Kurse und Ähnliches, die Informationen zu den neuesten Entwicklungen und Erkenntnisse der Pflegewissenschaft beziehungsweise der medizinischen Wissenschaft enthalten oder die zur Vertiefung der in der Ausbildung erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten dienen. Somit können auch betriebsinterne Fortbildungen herangezogen werden. Derzeit wird die Erfüllung bei der Registrierung bzw. Verlängerung alle fünf Jahre nicht abgefragt. Eine Fortbildungspflicht gemäß GuKG besteht allerdings nach wie vor.

Pflegefachassistenz – ein Pflegeberuf mit wachsender Beliebtheit

Seit 2017 werden Ausbildungen für Pflegefachassistent:innen angeboten. Auch wenn die Berufsgruppe im Vergleich zu den anderen Pflegeberufen (DGKP, PA) mit 4.802 Kolleg:innen (davon 3.992 Frauen) im Gesundheitsberuferegister(Stand 2022) noch vergleichsweise gering ausfällt, wird deutlich, dass die Pflegefachassistenz an Bedeutung gewinnt. Das höchste Wachstum ist über die Jahre hinweg bei dieser Berufsgruppe zu verzeichnen. So betrug sie 2022 einen Zuwachs von 44 Prozent. 81 Prozent der registrierten PFAs sind unter 45 Jahre alt. Mit 63 Prozent ist der Großteil der PFA in Krankenanstalten beschäftigt, 29 Prozent sind in der stationären Langzeitpflege (Seniorenheime, Tageszentren). In anderen Bereichen sind sie noch kaum anzutreffen, was auch daran liegt, dass viele Arbeitgeber:innen das Potenzial von Pflegefachassistent:innen immer noch zu wenig kennen. Bezogen auf den Grade-Skill-Mix – die Zusammensetzung unterschiedlicher (Pflege)berufe – zeigt sich, dass der Anteil der Pflegefachassistenz in allen Bereichen noch sehr gering ist. In den Krankenanstalten ist der Wert mit 2,4 Prozent am höchsten. Deutlich wird aber auch, die Berufsgruppe kommt mehr und mehr in allen Bereichen der Pflege an.

 

Pflegefachassistenz – alle Wege stehen offen

Die Einsatzgebiete von Pflegefachassistent:innen sind sehr vielfältig. Im Angestelltenverhältnis ist die Arbeit in allen Bereichen möglich, in denen professionelle Pflege stattfindet. Dennoch ist der Anteil der Pflegefachassistenz ist in allen Settings derzeit noch sehr gering (2,4 % in Krankenanstalten, 1,1 % in der mobilen Pflege, 1,9 % in der stationären LZP und 0,6 % in Behindertenbetreuungseinrichtungen), was daran liegt, dass diese Berufsgruppe erst 2016 neu geschaffen wurde. Nichtsdestotrotz kam es in den vier genannten Settings zu einer Steigerung des Prozentanteils an PFA im Vergleich zu den Vorjahren. Nach und nach gibt es in allen Bereichen Überlegungen, sinnvolle Tätigkeitsbereiche für Pflegefachassistent:innen zu schaffen, so gibt es z.B. auch mittlerweile meist auch Klärungen zur Einrechnung im Personalschlüssel bzw. Grade-Skill-Mix einzelner Einrichtungen. Eine begleitende Evaluierung der Gesundheit Österreich zeigt den aktuellen Status auf. Praxisbeispiele belegen, wie die neue Berufsgruppe bereits jetzt erfolgreich eingesetzt werden kann und wo es noch Handlungsbedarfe gibt. Deutlich wird, nicht zuletzt aufgrund der großen Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegeberufen generell – der Pflegefachassistenz stehen viele Wege offen, sei es an unterschiedlichen Standorten und Versorgungssettings, aber auch durch laufende Weiterentwicklung bis hin zum Studium und der Übernahme von Fach- und Führungsverantwortung. Kolleg:innen in der Pflegefachassistenz sind somit, wenn sie im Rahmen ihrer Kompetenzen richtig eingesetzt sind, eine wertvolle Bereicherung in der österreichischen Gesundheitslandschaft.

 

Pflege(fachassistenz) braucht bessere Rahmenbedingungen

Kolleg:innen berichten laufend über schöne Momente, die „Buntheit des Berufs“ und die hohe Sinnstiftung von Pflegeberufen generell, die die Arbeit in der Pflege attraktiv machen. Wo Sonne ist, ist auch Schatten. Derzeit klagen viele Kolleg:innen über einen hohen Zeitdruck, teils einen hohen bürokratischen Aufwand, immer mehr Aufgaben, unklare Prozesse und zu wenig Wertschätzung durch die Politik. So sind es meist nicht der Beruf und die Arbeit mit Menschen und belastenden Situationen sondern die Rahmenbedingungen, die manche Kolleg:innen zweifeln lassen, ob sie bis zur Pension im Beruf bleiben wollen oder können. Mit den Pflegereformen seit 2022 wird versucht, den Einstieg, aber auch den Verbleib in der Pflege zu verbessern. Es wurden bisher zahlreiche Maßnahmen gesetzt, wie z.B. Pflegestipendien, Entlastungstage, eine Erhöhung der Einkommen und eine Klärung der Kompetenzen. Diese Maßnahmen stellten erste wesentliche Schritte dar, weitere fehlen jedoch nach wie vor, wie z.B. ein leichterer Zugang zur Schwerarbeitspension oder neue und verbindliche Modelle der Personalberechnung, die mehr Zeit für die Pflege schaffen. Die Standards unter denen Pflegeleistungen in den einzelnen Bundesländern erbracht werden sind nach wie vor sehr unterschiedlich gestaltet und das Finanzierungssystem komplex. Die weitere Finanzierung der Maßnahmen aus der Pflegereform ist über den Pflegefonds für die nächsten Jahre abgesichert, konkrete weitere Schritte sind zum Zeitpunkt jedoch offen. Inwieweit die Gesundheitsreform eine tatsächliche Entlastung für die Kolleg:innen in den Krankenhäusern bringt ist derzeit offen. Eine Verbesserung der Situation aller Gesundheits- und Sozialberufe wird daher auch nach dem Wahljahr 2024 ein zentrales Thema der Politik sein (müssen).

Neben noch offenen Hausaufgaben für die Politik sowohl auf Bundes- als auch Landesebene haben aber auch die einzelnen Arbeitgeber:innen und ihre Führungskräfte Möglichkeiten, die Arbeit der Pflege besser zu gestalten, sei es durch zeitgemäße Prozesse, aber auch durch attraktive Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuung vor Ort, Bildungsaktivitäten und eine gelebte Wertschätzungskultur, nicht nur auf Papier. Viele sind hier schon sehr erfolgreich unterwegs, andere stehen gerade einmal am Beginn. Und nicht zuletzt sind es die Kolleg:innen selbst, die tagtäglich mitgestalten, wie ihre Arbeit konkret aussieht, aber auch wie das Image der Pflege in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

Pflege ist professionell, bunt, fordernd und zukunftsgerichtet. Es ist schön, dass seit kurzer Zeit Pflegefachassistent:innen die Pflege bereichern. Auch wenn noch manche Fragen offen sind, Pflegefachassistent:innen sind gekommen, um zu bleiben.

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Zur Person

MMag.a Heidemarie Staflinger

Arbeiterkammer Oberösterreich

Schwerpunkt Pflege- und Gesundheits(berufe)politik

staflinger.h@akooe.at

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