Mein Name ist Isabella Pabst; ich lebe in Klagenfurt und bin seit über dreizehn Jahren in der Pflege tätig. Ich liebe meinen Beruf, jedoch bin ich im Arbeitsalltag auf der Akutstation, wo ichbeschäftigt bin, körperlich immer mehr an meine Grenzen gestoßen. Ich spürte das ich etwasverändern muss damit ich meine Arbeit trotz der hohen Anforderungen weiterhin sinnerfüllt gestalten kann. Die Umgebung zu verändern war nicht machbar. Somit war klar, dass ich mich verändern muss, beziehungsweise dass ich eine andere Veränderung brauchte. Auf eigenen Wunsch (selbst finanziert und in meiner Freizeit) habe ich dann die Ausbildung zum Kinaesthetics-Trainer Stufe 1 absolviert und es war die beste Entscheidung in meinem Leben.
Es war schon länger mein Wunsch mich im Fachgebiet Kinästhetik zu vertiefen, jedoch hatte ich aufgrund diverser Einflussfaktoren nie den Durchbruch. Im Jahr 2023 entschloss mich dazu mutig zu sein und neue Wege zu gehen, auch wenn ich noch nicht wirklich wusste, in welche Richtung es gezielt gehen sollte. Mein Weg in die Spezialisierung war herausfordernd und spannend zugleich. Diese Ausbildung hat mein Leben positiv verändert. In diesem Jahr habe ich Erfahrungen gemacht, die mich dazu brachten, mein Handeln zu hinterfragen, wodurch sich meine Sichtweise änderte. Die Ausbildung zur Kinaesthetics-Trainerin Stufe 1 hat mir Möglichkeiten aufgezeigt, mich trotz meines Bandscheibenvorfalls in meinem Bereich (Akutstation) weiterzuentwickeln.
Durch meinen Bandscheibenvorfall im Juli 2023 konnte ich 5 Wochen lang überhaupt nicht sitzen, hatte starke Schmerzen und meine Bewegungen waren stark verlangsamt. Liegen hielt ich auch nicht lange aus. Tag täglich fragte ich mich wie ich am besten auf die Toilette gehen kann und vor allem wie ich dann wieder hochkomme. Ich hatte direkt Angst davor und das, obwohl ich ja eigentlich ein Vorwissen von meinen 2 vorherigen Ausbildungen hatte. Ich hatte Angst mich hinzulegen, weil ich teilweise nicht mehr wusste, wie ich mich überhaupt noch bewegen kann, ohne dass es schmerzte. Ich kann gar nicht sagen, welch schreckliche Gefühle das waren. Ich hatte diverse andere Probleme (z.B. beim An- und Auskleiden, beim Essen uvm.) und dazu kam dann auch noch die psychische Komponente. Meine Gedanken kreisten. Ich hatte Angst meinen Job zu verlieren und vor allem hatte ich Angst, dass ich meine Ausbildung zur Kinaesthetics-Trainerin nicht beginnen kann. Meine Trainerin in Linz ist eine großartige Person und ermutigte mich es im Oktober 2023 trotzdem zu probieren. 2 Wochen vor dem Kurs begann ich wieder zu arbeiten. Ich entschied mich es zu probieren, obwohl alles noch sehr anstrengend und ich nur kurze Zeit ohne Schmerzen sitzen konnte. Es war eine sehr herausfordernde, trotzdem sehr schöne Zeit. In meiner Ausbildung habe ich gelernt, wie wichtig die Qualität meiner Bewegung in den alltäglichen Aktivitäten ist, dass ich nicht mehr über meine Grenzen gehe und dass ich mich und meinen Körper aus der Innenperspektive wahrnehme. Seit April 2024 bin ich schmerzfrei und habe dank der Erfahrungen in dieser Ausbildung viel erreicht. Ich arbeite wieder mit sehr viel Freude in meinem Beruf, habe keine körperlichen Beschwerden oder Schmerzen und kann uneingeschränkt meinem Sport nachgehen.
Mein Umgang mit der Erkrankung, mein verändertes Verhalten und die Arbeit mit den Auszubildenden hat durchwegs Neugierde auf meinem Arbeitsplatz ausgelöst. Mittlerweile kommen immer mehr Mitarbeiter*innen aktiv auf mich zu, um sich Unterstützung im Arbeitsalltag einzuholen. Die Rückmeldungen der*die Kolleg*innen sind durchwegs positiv, weil sie wertvolle Entlastung spüren und gelernt haben, körperliche belastende Situationen im Pflegealltag zu minimieren. Sie haben gelernt, wie sie ihre Aufmerksamkeit bewusst auf die eigene Bewegung lenken können und wie viel Potenzial in den alltäglichen Aktivitäten steckt. Der*Die Klient*Innen lernen ihre Bewegungen wieder selbstständig zu kontrollieren und fühlen sich dadurch wirksamer.
Kinästhetik ist ein Instrument, welches die Bedeutung der Bewegung und Körperwahrnehmung sowohl für die Pflegekraft als auch für den Patienten in den Mittelpunkt stellt. Es bedeutet nicht bestimmte Techniken oder Griffe zu lernen, sondern es geht vielmehr um eine Haltung. Mit den Blickwinkeln der Kinästhetik wird die eigene Bewegung in den alltäglichen Aktivitäten geschult. Somit lernt man ein „Gespür“ für die Qualität der Bewegung zu bekommen und wie man seine eigene Bewegung gezielt einsetzten kann, um gesund zu bleiben.
In der direkten Patientenversorgung hat sich die Pflegequalität trotz des Zeitdrucks erhöht, weil die Beziehung durch die nonverbale Kommunikation (Kommunikation über Berührung und Bewegung) gestärkt wird und die Arbeit mit dem Kinaesthetics-Konzeptsystem ein gutes Zusammenspiel zwischen dem Patienten und der Pflegekraft ermöglicht, da diese die Bewegungsgrenzen versteht und respektiert sowie mit Aufmerksamkeit und Empathie auf die Bedürfnisse des Patienten eingeht.
Aufgrund meiner Eigenerfahrung (Bandscheibenvorfall Juli 2023) und der 1-jährigen Ausbildung ist Kinästhetik meiner Meinung nach eine wesentliche Grundlage für eine kompetente Pflege. Ich habe große Freude daran, Lernangebote zu gestalten und möchte mit meinem Angebot das individuelle Gesundheitsbewusstsein der Auszubildenden, der Mitarbeiter*innen und der Klienten*innen stärken und die Entwicklung im Gesundheitswesen mit meinem Wissen positiv beeinflussen. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, ab 2025 verschiedene Angebote zu gestalten. Für die Mitarbeiter*innen in der Pflege finden zu festgelegten Terminen Workshop`s und Informationsveranstaltungen statt. Für Pflegende Angehörige gestalte ich 1-mal im Quartal einen Bewegungstreff und eine Informationsveranstaltung. Weiters gibt es regelmäßig einen Bewegungstreff für Personen mit Handicap, die Sicherheit in ihren Alltagsaktivitäten erlangen möchten. In meiner Firma gibt es jetzt viermal pro Jahr ein Tagesseminar. 2026 strebe ich meine nächste Weiterbildung an. Welche Möglichkeiten sich dann ergeben werden ist noch nicht fixiert, aber ich freue mich auf den weiteren spannenden Weg.
Jede Spezialisierung oder Weiterbildung bietet eine wertvolle Gelegenheit, um sich weiterzuentwickeln und dadurch hat man die Möglichkeit neue Wege zu gehen. Mit diesem Artikel und meinem Vortrag am Pflegekongress in Wien möchte ich Kolleg*innen ermutigen, dass es als Einzelperson und in jedem Bereich machbar ist, mit dem Kinästhetik Konzeptsystem zu arbeiten. Natürlich ist es von Vorteil, wenn alle auf der Station dieses Wissen haben und es auch einsetzen, aber jeder Einzelne kann viel für sich selbst tun. Beruflich und privat ist Kinästhetik eine große Bereicherung.
Mein Weg ist nur ein Beispiel. Mittlerweile gibt es viele Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Pflegeassistenzberufe wodurch Pflegefachassistent*innen Möglichkeiten haben ihre beruflichen Perspektiven zu erweitern.
Seid mutig und seht Veränderungen als Chance und nicht als Hinderungsgrund.
Isabella Pabst ist seit über dreizehn Jahren in der Pflege tätig und arbeitet als Pflegefachassistentin auf einer Akutstation im Klinikum Klagenfurt. Im September 2024 hat sie die Ausbildung zur Kinaesthetics-Trainerin Stufe 1 abgeschlossen. Sie erzählt ihren Weg in eine Spezialisierung und wie sie Kinästhetik als Werkzeug für sich nutzen konnte, um sich in ihrem Bereich auf der Akutstation weiterzuentwickeln.
Kontakt: isabella.pabst@kinaesthetics-net.at, https:\\pflegebewegt.com
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