Schöne Momente für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen: Warum sie unverzichtbar sind
In Österreich leben rund 150.000 Menschen mit der Erkrankung Demenz, und die Zahl steigt kontinuierlich. Etwa 80 Prozent werden im häuslichen Umfeld betreut, und auch in Alten- und Pflegeheimen ist Demenz längst Alltag. Im engen zeitlichen und finanziellen Rahmen bleibt dort jedoch oft kaum Platz für Freizeit- oder Kulturangebote.
Herausforderungen für pflegende Angehörige
Knapp drei Viertel der pflegenden Angehörigen geben an, dass die Übernahme der Pflege für sie selbstverständlich ist. An zweiter Stelle wird eine starke emotionale Verbindung genannt, gefolgt von einem Gefühl der Verpflichtung. Auch eine positive Beziehung zwischen den Beteiligten begünstigt die Entscheidung, ein Familienmitglied zu pflegen. Studien wie jene von Nagl-Cupal (2018) zeigen zudem, dass häufig eine moralische Verpflichtung im Vordergrund steht und eng mit gesellschaftlichen Erwartungen an den Einzelnen verbunden ist. Auffällig ist, dass in diesen Situationen externe Unterstützungsangebote kaum in Anspruch genommen werden. Eine wichtige Rolle spielt auch die räumliche Nähe: Wohnen Angehörige mit den betroffenen Personen im selben Haushalt, werden die Belastungen besonders stark wahrgenommen.
Die wachsende Belastung im Pflegealltag
Diese Belastungen sind enorm. Während Pflegedauern früher oft nur wenige Tage oder Wochen umfassen, beträgt die durchschnittliche Dauer der Betreuung heute acht bis zehn Jahre. Besonders einschneidend sind die mit Demenz verbundenen Veränderungen von Verhalten, Persönlichkeit und Selbstständigkeit. Sie wirken sich unmittelbar auf die psychische und physische Belastung der Angehörigen aus.
Räume für Lebensfreude
Mit „Alles Walzer – Vergissmeinnicht-Ball“ entsteht ein besonderer Rahmen, in dem Menschen mit und ohne Demenz sowie ihre An- und Zugehörigen gemeinsam tanzen, lachen und unbeschwerte Stunden verbringen. Diese Veranstaltung ist weit mehr als bloße Unterhaltung, sondern lädt dazu ein, das Leben in seiner Vielfalt zu feiern. Sie hat zum Ziel, die Lebensqualität der Teilnehmenden zu verbessern, ihnen eine Auszeit vom Pflegealltag zu schenken und durch Musik, Bewegung und Begegnung positive Emotionen zu wecken.
Die Kraft von Musik und Tanz
Besonders Musik und Tanz haben eine einzigartige Wirkung auf Menschen mit Demenz. Sie sprechen tief verankerte Emotionen an und können Erinnerungen wecken, die oft verschüttet scheinen. Ein vertrauter Walzer oder ein bekanntes Lied aus jungen Jahren lässt plötzlich Bilder, Gefühle und Momente von früher wieder aufleben. Bewegung im Rhythmus, ein Lächeln, eine Berührung: All das stärkt das emotionale Wohlbefinden, hebt das Selbstwertgefühl und schafft Verbindung zu sich selbst und zu anderen.
Ein Zeichen für Teilhabe und gesellschaftliches Miteinander
Die Veranstaltung macht eindrucksvoll deutlich, dass Menschen mit Demenz nicht auf ihre Erkrankung reduziert werden dürfen. Hinter jeder Diagnose steht ein Mensch mit einer Geschichte, mit Erfahrungen, mit Bedürfnissen und Fähigkeiten. Sie können und sollen Teil einer aktiven Gemeinschaft sein, nicht am Rand, sondern mitten im Geschehen. Der Ball schafft Räume, in denen dieses Miteinander spürbar wird.
Die Feste haben zudem eine wichtige gesellschaftliche Signalwirkung. Sie sensibilisieren für das Thema Demenz, bauen Berührungsängste ab und machen sichtbar, dass Inklusion und Lebensfreude kein Widerspruch sind. Angehörige sehen, wie ihre Liebsten aufblühen, während Fachkräfte aus Pflege und Sozialarbeit ihre Kompetenz ebenso professionell wie einfühlsam einsetzen.
Ein Auftrag an die Gesellschaft
So trägt der Ball nicht nur zur Stärkung des individuellen Wohlbefindens bei, sondern auch zur Förderung eines neuen gesellschaftlichen Bewusstseins. Demenz ist kein Ausschlussgrund, sondern ein Auftrag, Gemeinschaft, Menschlichkeit und Teilhabe aktiv zu gestalten.
Die Bedeutung professioneller Begleitung
Gerade die Berufsgruppen der Pflegefachassistenz (PFA) und der Fachsozialarbeit in der Altenarbeit spielen bei solchen Veranstaltungen eine zentrale Rolle. Sie begleiten und unterstützen die Teilnehmenden während der Feierlichkeiten einfühlsam, aufmerksam und mit fachlichem Know-how. Ihre Aufgabe besteht darin, Sicherheit zu vermitteln, Orientierung zu geben und den Menschen mit Demenz eine selbstbestimmte Teilhabe zu ermöglichen. Durch ihre Präsenz schaffen sie Vertrauen und tragen wesentlich dazu bei, dass sowohl die Betroffenen als auch ihre Angehörigen die Veranstaltung entspannt genießen können. Gleichzeitig fördern sie durch ihr Engagement den sozialen Zusammenhalt und zeigen, wie wichtig eine wertschätzende, ganzheitliche Betreuung auch außerhalb des Pflegealltags ist.
Rechtlicher Rahmen der Pflegefachassistenz
Im gesetzlichen Rahmen ist die Tätigkeit der Pflegefachassistenz im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz (GuKG), insbesondere in den §§ 83a, geregelt. Das Berufsbild umfasst die Mitwirkung an sowie die Durchführung von Pflegemaßnahmen im Rahmen des Pflegeprozesses. Pflegefachassistentinnen unterstützen diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen bei der Planung, Durchführung und Evaluation pflegerischer Maßnahmen und übernehmen eigenverantwortlich Tätigkeiten im Bereich der Basis- und Behandlungspflege.
Personenzentrierte Pflege in der Praxis
Bei Veranstaltungen wie „Alles Walzer – Vergissmeinnicht-Ball“ zeigt sich dieses Berufsverständnis in besonderer Weise. Pflegefachassistent*innen achten auf das körperliche und emotionale Wohl der Teilnehmenden, bieten bei Bedarf Unterstützung, etwa beim Gehen, Sitzen oder während der Tanzaktivitäten, und reagieren professionell auf individuelle Bedürfnisse. So tragen sie dazu bei, dass Menschen mit Demenz in einem sicheren und respektvollen Umfeld Freude, Begegnung und Teilhabe erleben können, ganz im Sinne einer personenzentrierten Pflege, wie sie auch im GuKG verankert ist.
Mag.a Teresa Millner-Kurzbauer, DGKP, MBA,
leitet bei der Volkshilfe Österreich den Bereich Pflege, Betreuung & Demenzhilfe. Sie ist diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester, absolvierte parallel zur Praxis das Studium Pflegewissenschaft und danach Sozialmanagement an der WU Wien. Sie hat langjährige Leitungserfahrung in Projektentwicklung und Qualitätssicherung, ist Autorin und Pflegeexpertin.
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