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Daniela Jamnig
Digitalisierung in der Pflegeassistenz: Know-how für eine innovative Zukunft

Die Digitalisierung hat eine rasante Entwicklung in nahezu allen Bereichen unseres Lebens vorangetrieben, und das Gesundheitswesen bildet dabei keine Ausnahme. Insbesondere in der Pflege eröffnen digitale Technologien neue Möglichkeiten, um die Effizienz zu steigern, die Qualität zu verbessern und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu erleichtern. Diese Entwicklung hat auch direkte Auswirkungen auf die Pflegeassistenzberufe, da sie einen wichtigen Teil des Pflegeteams darstellen.

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Die Pflegebranche sieht sich angesichts demografischer und gesellschaftspolitischer Veränderungen mit großen personellen Herausforderungen konfrontiert [7]. „Kein Tag darf angesichts der rasenden demografischen Entwicklung verschwendet werden“, meint Vater. [8].  Um auch zukünftig eine qualitativ hochwertige Versorgung sicherzustellen, ist es erforderlich, dass Pflegekräfte den Wandel aktiv gestalten und bereit sind, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen sowie neue Kompetenzen zu erwerben. Ein Erfolgskriterium für die Zukunft ist die Integration der Entwicklung von Technikkompetenz bereits in die Pflegeausbildung.

Obwohl grundsätzliches Interesse an Technik in der Pflege besteht, ist die Akzeptanz und Nutzungsabsicht noch begrenzt. Bedenken hinsichtlich der Abhängigkeit von Technologie, Transparenz und möglicher Überwachung durch Führungskräfte werden als Hindernisse wahrgenommen [2]. Daher ist es von großer Bedeutung, diese Bedenken ernst zu nehmen und Lösungen anzubieten, um diese Herausforderungen zu überwinden.

Die Verarbeitung von Informationen war schon immer ein wesentlicher Bestandteil der Pflegeexpertise und wird es auch weiterhin sein. Pflegekräfte müssen ihr Handeln aus einer Vielzahl von Informationsquellen ableiten, darunter persönliche Beobachtungen, Messungen, Berichte von zu Pflegenden und Angehörigen, Erfahrungswissen, Fachwissen durch evidenzbasierte Pflege, sowie Informationen von anderen Berufsgruppen wie Ärzt*innen und Therapeut*innen [4]. Der Informationsaustausch spielt dabei eine entscheidende Rolle, da die Pflege aufgrund ihrer zeitlichen Versorgungskontinuität oft die Drehscheibe der Informationsverarbeitung im Behandlungsprozess ist.

Der Einsatz digitaler Technologien kann diesen Prozess optimieren und vereinfachen. Doch trotz aller technologischen Fortschritte ist es wichtig zu betonen, dass die Digitalisierung das menschliche, respektvolle, ressourcenorientierte und empathische Handeln im Pflegeprozess maximal unterstützen, jedoch niemals ersetzen kann [4]. In einer Zeit des technologischen Wandels ist es wichtig, die Balance zwischen digitaler Unterstützung und zwischenmenschlicher Interaktion und Fürsorge zu finden. Die Assistenzberufe in der Pflege spielen dabei eine zentrale Rolle und sollten in ihrer Bedeutung für eine ganzheitliche Versorgung nicht unterschätzt werden.

 

Abbildung 1: Komplexität der Informationsverarbeitung in der Pflege

 

Die elektronische Patientenakte (ePA) gilt wohl als das bekannteste und derzeit am häufigsten genutzte digitale Unterstützungstool in der Gesundheitsversorgung. Im Rahmen der ePA spielen Anwendungssysteme der Pflege eine entscheidende Rolle. Diese Systeme vereinfachen die Dokumentation und erleichtern die Kommunikation und interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Berufsgruppen im Gesundheitswesen. Können Informationen automatisiert, zeitnah, ortsunabhängig und transparent von allen eingepflegt, abgerufen und analysiert werden.

Durch die Nutzung von Digitalisierung können Pflegefachassistent*innen (PFA) vermehrt eigenverantwortlich Kompetenzen im Bereich Mitwirkung bei medizinischer Diagnostik und Therapie übernehmen [3]. Die direkte Delegation von Aufgaben von Ärzt*innen an PFAs wird erleichtert, was zu einer effizienteren Pflegepraxis und einer Reduzierung von Risiken führt. Zudem können sich durch diese Entwicklung neue Karrieremöglichkeiten und Spezialisierungen für PFAs entwickeln.

Digitale Pflege-Expertensysteme werden in Zukunft verfügbar sein. Diese Softwareplattformen unterstützen Pflegefachkräfte bei komplexen Aufgaben, indem sie Daten analysieren und mithilfe von Künstlicher Intelligenz Handlungsempfehlungen ableiten. Dies verbessert die Effizienz des Pflegeprozesses und ermöglicht prädiktives und präventives Handeln zur individuellen Betreuung der zu Pflegenden. Die Veränderungen in den Tätigkeitsbereichen des Pflegeberufes erfordern möglicherweise neue Kommunikationsprozesse und Anpassungen der Arbeitsabläufe für eine erfolgreiche Integration [6].

Der Einsatz von Sprachassistenten ist ein weiteres Beispiel für Technologien, die Zeit sparen können. Sie ermöglichen es den Pflegekräften, sich auf ihre eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren, anstatt mühsame manuelle Dokumentationen zu erstellen. Durch die Nutzung von Sprachassistenten erfolgt die Dateneingabe direkt am Entstehungsort und ermöglicht eine nahtlose Weiterverarbeitung und Nutzung ohne Zeitverzögerung.

Roboter können im Pflegealltag Bewohner*innen in Pflegeheimen beschäftigen, bei der Überwachung von Patient*innen unterstützen und Serviceleistungen wie die Speisenversorgung automatisieren [5]. Dadurch können sie dazu beitragen, die Anforderungen der zu Pflegenden besser zu erfüllen und die Trennung zwischen Serviceleitung und medizinisch/pflegerischem Bedarf klarer zu definieren.

Des Weiteren zielt der Einsatz von digitalen Assistenzsystemen darauf ab, den Pflegealltag zu unterstützen. Betten, die sich automatisch an die Bedürfnisse von Pflegenden und zu Pflegenden anpassen sowie Hilfsmittel, die automatisiert Messungen durchführen und Werte übertragen, sind weitere Beispiele, die das Gesundheitswesen nachhaltig verändern können [8].

Messengerdienste könnten zukünftig für die interdisziplinäre Kommunikation zum Einsatz kommen, um Informationen schnell und sicher auszutauschen. Dies verbessert die Transparenz und Effizienz der Kommunikation, ersetzt herkömmliche Methoden wie Telefonate und Faxnachrichten und ermöglicht eine rasche Informationsweitergabe im Team.

Pflege-Apps finden nicht nur in der Praxis Anwendung wie zum Beispiel dem Wundmanagement, sondern auch in der Fort- und Weiterbildung. Ihr Anwendungsbereich wird kontinuierlich erweitert und weiterentwickelt.

Auch der Einsatz von Virtual Reality und Augmented Reality eröffnen zukünftig vielfältige Handlungsfelder für die Pflege. Diese Technologien können beispielsweise in der Aus- und Weiterbildung eingesetzt werden, um realitätsnahe Simulationen zu ermöglichen und komplexe medizinische Abläufe zu trainieren. Auch im Bereich der Telepflege können sie genutzt werden, um virtuelle Praxisbesuche oder Fernüberwachungen durchzuführen.

Die Nutzung von Automatismen und digitalen Algorithmen in der Dienstplanung ermöglicht die Berücksichtigung individueller Präferenzen und Fähigkeiten der Pflegekräfte, um optimale Dienstpläne zu erstellen. Dies hat eine gleichmäßigere Verteilung der Arbeitsbelastung und eine Reduzierung von Engpässen zum Ziel. Bestenfalls wird auch die Mitarbeiter*innenzufriedenheit erhöht.

Ebenfalls entscheidend ist zu erkennen, dass die Nutzung digitaler Möglichkeiten weit über ein IT-Projekt hinaus geht. Digitale Systeme allein können Prozesse nicht optimieren. Daher ist ein umfassender Changemanagement Prozess erforderlich, um die Arbeitsabläufe kritisch zu überprüfen und anzupassen. Nur so kann eine erfolgreiche Implementierung gewährleistet werden, bei der die Abläufe massiv verändert werden [6].

Jedoch bei aller Euphorie über die zahlreichen Innovationsmöglichkeiten, darf die Diskrepanz zwischen den digital-technologischen Möglichkeiten und den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort nicht vernachlässigt werden. Erfahrungen mit Funklöchern, langsamen Internet, Verbindungsabbrüchen, Hardware Problemen sowie ähnlichen Themen sind in der Praxis gut bekannt. Auch Datenschutz- und Sicherheitsfragen gilt es in diesem Zusammenhang zu klären [1]. Leider haben in der Vergangenheit neu entwickelte pflegeunterstützende Technologien oft ihr langfristiges Ziel nicht erreicht, was die Unterstützung in der Pflegepraxis beeinträchtigt. Daher ist es wichtig, diese Aspekte bei zukünftigen Entwicklungen zu berücksichtigen und gezielt auf die Bedürfnisse und Anforderungen des Pflegemarktes einzugehen. Voraussetzung dafür ist eine aktive Beteiligung aller Berufsgruppen der Pflege an der Entwicklung und Implementierung digitaler Technologien.

Dies sind nur einige Möglichkeiten der vielfältigen Innovationen, die durch die fortschreitende Digitalisierung in der Pflege zukünftig Einzug in die Praxis nehmen könnten. Insgesamt geht es darum, die zur Verfügung stehende Pflegezeit optimal zu nutzen, den Einsatz pflegefachlicher Kompetenz im Versorgungsprozess gezielt zu steuern, um auch in Zukunft die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.

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Literatur

[1] BLESES H. (2019): Pflege 4.0: Zur Komplexität der Digitalisierung, Hogrefe Verlag, Zeitschrift Pflege, 32 (6), 291-293

[2] FRINGS K., GÜSKEN S., SCHÜTZ B., BITTER-KRAHE J. (2023): Technologieakzeptanz in der Digitalisierung der ambulanten Pflege – eine Fallstudie in: KAUFFELD S., ROTHENBUSCH S. (HRSG.): Kompetenzen von Mitarbeitenden in der digitalisierten Arbeitswelt, Springer Verlag, Berlin, S. 57-76

[3] HALMICH M. (2024): Recht für Pflegefachassistent:innen (PFA), 4. Auflage, Educa Verlag, Wien

[4] HÜBNER U., AMMENWERTH E., SELLEMANN B. (2023): Informationsverarbeitung in der Pflege, 1. Auflage, Kohlhammer Verlag, Stuttgart

[5] IRMLER M. (2024): Roboter und künstliche Intelligenz in der Pflege, Pflegezeitschrift, 04.2023/76, S. 20-21

[6] MANIA H. (2021): Die Digitalisierung verändert (auch) die Pflege, Pflegezeitschrift, 11.2021/74, S. 10 -12

[7] RAPPOLD E., JURASZOVICH B. (2019): Pflegepersonal-Bedarfsprognose für Österreich, Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Wien

[8] VATER K. (2024): Neue Wege fürs Pflegesystem, Tagesspiegel Background in Gesundheit und E-Health, 02.2024

Zur Person

DGKP Daniela Jamnig, MSc MBA

Seit 2012 Pflegeleitung in der Steiermärkischen KrankenanstaltengesellschaftmbH (KAGes), Absolventin der Universitätslehrgänge Höheres Pflegemanagement und Health Services Management an der Donau Universität in Krems, derzeit Studentin im Universitätslehrgang Health Information Management an der Umit in Tirol

daniela.jamnig@gmx.at

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